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KREIS GIESSEN (atb.). Die Erstsprache von Migrantenkindern hat beim Erlernen der deutschen Sprache Bedeutung und kann förderlich sein. Dies ging aus dem Vortrag von Prof. Dr. Havva Engin von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg hervor. Die Professorin hielt den zentralen Vortrag anlässlich der Fachtgagung "Mehrsprachigkeit fördern" des Ausländerbeirates von Stadt und Landkreis Gießen und "Schule für alle im Landkreis Gießen" und der Volkshoschschule, in der Kongresshalle in Gießen.
Vor dem Hintergrund der Bildungsintegration von Migrantenkindern erklärte sie, dass die Mehrzahl der Migrantenkinder im Alltag verschiedene Sprachen verwenden. Dies ergaben, so die Referentin, Studien. Anders, als bisher angenommen, überfordere dies jedoch die Kinder nicht, sagte sie zu den rund 50 Besuchern. Es zeigte sich, dass, je früher ein Kind mit dem Lernen einer Zweitsprache beginnt, desto effektiver werden weitere Sprachen erlernt. "Mehrsprachige Personen", so die Schlussfolgerung der Studie, "können sozusagen das kognitive Fenster lebenslang einen Spalt offen halten" und erlernen dadurch weitere Sprachen leichter und schneller. Weiter zeigten die Untersuchungen, dass die zweite Sprache schneller erlernt werde, wenn die Kenntnis der ersten bereits gut sei. Demnach solle die sprachliche Förderung möglichst früh beginnen. Die Referentin empfahl im Unterricht, die Erstsprache mehr einzubeziehen und etwa das phonologische Training nicht nur auf Deutsch zu beziehen. Neben der notwendigen Amtssprache Deutsch könne man so auch die Herkunftssprachen positiv besetzen, was auch für die Identitätsentwicklung und Lebensentwürfe von Migrantenkindern eine zentrale Rolle spiele.
Im weiteren Verlauf des Tages wurde in Arbeitsgruppen über das Thema Mehrsprachigkeit diskutiert. Es moderierte Ulrike Foraci, Geschäftsführerin der Ausländerbeiräte Hessen. Die Veranstaltung war von Francoise Hönle vom Ausländerbeirat des Landkreises Gießen eröffnet worden.
Gießener Anzeiger, 11.11.2014