Kriminalität keine Frage des Migrationshintergrunds
Kreisausländerbeirat informierte sich in Laubach über die Arbeitsgruppe Gewalt an Schulen – Vertrauen ist eine wichtige Vorraussetzung
KREIS GIESSEN (gw). Der Kreisausländerbeirat ließ sich im Laubacher Rathaus von Kriminalhauptkommissar Udo Weitzel und seiner Mitarbeiterin Martina Wiltschka über die Arbeit der Arbeitsgruppe Gewalt an Schulen (AGGAS) informieren. Weitzel leitet das dreiköpfige Team im Landkreis, das im Polizeipräsidium zur Bekämpfung der Jugendkriminalität seit Ende der 90er Jahre besteht. Gäste waren der Dezernent für Migration und multikulturelle Angelegenheiten beim Landkreis, Dirk Haas, Ralf Finthammer, Bereichsleiter beim Internationalen Bund, Bürgermeister Peter Klug und Stadtverordnete aus Laubach. Die wichtigste Information vorweg: Jugendliche mit Migrationshintergrund sind sind an Straftaten nicht überproportional beteiligt. In seiner Begrüßung bedauerte Klug, dass es in Laubach keinen Ausländerbeirat gibt. Andererseits seien die ausländischen Mitbürger gut integriert. Weitzel berichtete über die Arbeit und Probleme seiner Dienststelle.
Nach der Gründung der AGGAS im Landkreis Giessen galt es zunächst, Vertrauen bei allen Beteiligten zu gewinnen und Vorurteile abzubauen. Neben den Schulen, dem Schulamt, dem schulpsychologischen Dienst und dem Schulsozialarbeiter sind von Amtswegen die Staatsanwaltschaft als Herrin der Verfahren und die Jugendbehörden zu beteiligen. „Lehrer und Polizisten ticken anders“, betonte Weitzel, „aber wir sitzen alle in einem Boot“. Für die AGGAS besteht nach der Strafprozessordnung Strafverfolgungszwang. Allein das führt zu unterschiedlichem Vorgehen. Inzwischen besteht eine vertrauensvolle Zusammenarbeit bei allen Betroffenen und Beteiligten. Durch die „Trouble Line“ 0800/1102222 ist die AGGAS jederzeit erreichbar. Die drei Beamten der Dienststelle sind für 90 Schulen zuständig. Jährlich sind knapp 400 Vorfälle zu bearbeiten. Konkret geht es zunächst um die Frage, was ist passiert und wer kommt als Täter in Frage. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich bei dem Täter um einen „Intensivtäter“ oder um einen „Episodentäter“ handelt, bei dem es meist um einen einmaligen Vorfall handelt. „Radiergummidiebstahl soll nicht kriminalisiert werden.“
Wichtig ist ein offener Umgang mit dem Thema „Gewalt“. Die AGGAS beteiligt sich an Fortbildungen für Lehrer und Eltern und bietet auch eigene Veranstaltungen an. Allein die Präsenz von Polizei – wenn auch nicht in Uniform – wirkt präventiv. Bei vielen Vorfällen wird ein Täter-Opfer-Ausgleich angestrebt, sofern alle Beteiligten einverstanden sind. Positiv wirkt sich die Beschäftigung von Sozialarbeitern aus.
Quelle: Giessener Anzeiger 18. Juni 2010