„Integrationsbericht ein Armutsbericht“
KREIS GIESSEN (fm). Der vom Kreisausschuss vorgelegte und von Dirk Haas (SPD) erläuterte Bericht „Integrationsangebote für Migrantinnnen und Migranten im Landkreis Gießen“ wurde im Sozialausschuss nach lebhafter Diskussion ohne Beschlussempfehlung zur Kenntnis genommen. Heftige Kritik an der Bestandserhebung in allen Kreiskommunen übte der Vertreter des Kreisausländerbeirats, Tim van Slobbe. Aus seiner Sicht wird in den einzelnen Gemeinden „zu wenig gemacht“. Deshalb sei die vorgelegte Erhebung keine Integrations- sondern ein Armutsbericht. Manche der darin enthaltenen Empfehlungen seien gut, allerdings sollte der Ausländerbeirat bei allen Maßnahmen „eine größere Rolle“ spielen. Van Slobbe forderte: „Es muss überall interkulturelle Kompetenz geschult werden.“ Integrations-Dezernent Haas räumte ein, dass der Bericht „lückenhaft“ sei, weil „vieles nicht gemeldet“ wurde. Zugleich sagte er zu, dass die aufgezeigten Defizite aufgearbeitet werden sollen. Mit Blick auf die von den Gemeinden gelieferten Daten betonte Dr. Gerhard Noeske (CDU) für die Koalition: „An manchen Stellen gab es eine offene Verweigerung der Mitarbeit, ein Desinteresse an der Zusammenarbeit mit dem Kreis.“ Noeske sprach sich dafür aus, den Fraktionen für die weitere Diskussion der Erhebung Zeit zu geben. Hiltrud Hofmann (Bündnis 90/Die Grünen) bat Tim van Slobbe, seine Einwände zur weiteren Berücksichtigung schriftlich vorzulegen. Auch FDP-Kreisvorsitzender Andreas Becker bezeichnete den zweiten Teil des Integrationsberichts als „zu dürftig“ und empfahl, die „Ist-Analyse“ zur weiteren Beratung nur zur Kenntnis zu nehmen.
Quelle: Gießener Anzeiger, 18. Juni 2010