Letzte Sitzung des Kreis-Ausländerbeirates vor Neuwahl am 7. November - Hönle kandidiert nicht mehr für den Vorsitz
Gießen (hin). Es war ein breit gefächertes Programm, das sich der Kreis-Ausländerbeirat in den vergangenen fünf Jahren zur Aufgabe gemacht hatte. Bei der letzten Sitzung des Gremiums in dieser Legislaturperiode erinnerten die scheidende Vorsitzende Françoise Hönle und Tim van Slobbe (Internationale Liste) an die wichtigsten Vorgänge. Hönle kandidiert auch für den am 7. November neu zu wählenden Ausländerbeirat, wird sich aus Altersgründen aber nicht erneut um den Vorsitz bewerben. Sie feierte kürzlich ihren 70. Geburtstag.
Mehmet Özcan ("Lernkiste") und Jolita Walz (Deutsch-Litauischer Verein Mittelhessen) baten um Unterstützung für Projekte ihrer Einrichtungen. Über die Anträge konnte in der Sitzung am Dienstag im Landratsamt am Riversplatz aber mangels Beschlussfähigkeit noch nicht entschieden werden.
Keine Bilanz im klassischen Sinn
Bildung, Ausbildung und der juristische Rahmen, in dem Nichtdeutsche hierzulande leben, waren die umfangreichsten Themenkomplexe, mit denen sich der Kreis-Ausländerbeirat beschäftigt hat. So etwa mit der frühen Selektion nach der vierten Schulklasse, mit der Einweisung von Migrantenkindern in Förderschulen und dem geringen Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen. Hönle hob hervor, dass die Bilanz nicht Ergebnisse in der Form eines "Wir haben dieses oder jenes erreicht" zeigen könne, denn anders als der Kreistag oder andere parlamentarische Gremien habe der Beirat nur beratende Funktion. Gleichwohl habe man versucht, Forderungen durchzusetzen und mit praktischem Handeln zu verbinden, beispielsweise bei der Hausaufgabenbetreuung oder der Ausbildungsplatzsuche.
Man habe zudem Menschen durch den Prozess der Bleiberechtsregelung begleitet und nach Wegen gesucht, wie jenen, die durchs Raster gefallen waren, zu helfen sei. Bei Asylverfahren beleuchtete der Ausländerbeirat die Hinteründe der Flucht und informierte über die Menschenrechtslage in den Heimatländern. Mit besonderer Emotionalität verfolgte der Ausländerbeirat das Schicksal von abgeschobenen Flüchtlingen und illegal in Deutschland lebenden Menschen.
Zu allen Parteien Kontakt gehalten
Hönle freute sich, dass es gelungen sei, einer jungen Frau aus dem Landkreis - zusammen mit Kooperationspartnern - den Weg aus der Illegalität zu eröffenen. Überhaupt habe man gern und deren Vielfalt aufgreifend mit den im Landkreis existierenden Initiativen zusammengearbeitet, betonte die Vorsitzende. Das Themenspektrum reichte von der Überlegung, was genau Integration eigentlich sei, über medizinische Aspekte und das Altwerden in Deutschland bis hin zur Gestaltung von internationalen Gärten.
Hönle erinnerte daran, den Kontakt zu allen politischen Parteien gehalten, das Gespräch mit ihnen gesucht und teilweise auch gefunden zu haben. Tim van Slobbe forderte, dass Ausländerbeiräte nicht auf die Rolle als Integrationsbeiräte reduziert werden sollten. Integration sei auch und gerade Aufgabe auch der deutschen Mehrheitsgesellschaft.
Gießener Allgemeine, 28.10.10