Einbürgerungstest mit Bravour gemeistert
28.09.2012 - GIESSEN
„Interkulturelle Woche“: Sprachenmesse als Attraktion - Viele Besucher füllen Berliner Platz
(elf). Gestern um 9 Uhr haderten auf dem Berliner Platz noch viele mit dem Wettergott. Denn um diese Zeit regnete es. Die Sprachenmesse des „Netzwerkes für Integration“ drohte im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen. Doch Marketa Roska, Leiterin der Geschäftsstelle des Ausländerbeirates des Landkreises Gießen und Mitglied im Netzwerk, machte Mut. Der Wetterbericht habe trockenes Wetter angekündigt. Sie behielt recht.
Zur Eröffnung der Sprachenmesse lugte gegen 11 Uhr nicht nur die Sonne hinter den Wolken hervor, sondern auch die Besucher füllten scharenweise den Berliner Platz. Über 300 Interessenten nahmen an der Eröffnung teil. Stadträtin Astrid Eibelshäuser, Dezernentin für Schule und Soziales, bezeichnete die Sprachenmesse als eines der Highlights der „Interkulturellen Woche“ in Stadt und Landkreis Gießen. Sie sei zudem beeindruckt, wie aus einer kleinen Idee eine so große Aktion habe werden können. Dirk Haas, ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter des Landkreises Gießen und Dezernent für Migration und kulturelle Angelegenheiten, lobte den großen ehrenamtlichen Einsatz der Beteiligten.
Unterhaltsam, vielfältig und lehrreich war das Programm. Ganz unerwartet hatte ein kleiner Gag großen Erfolg. Am Stand des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge konnte man probehalber den Einbürgerungstest absolvieren. Bereits um 11.45 Uhr waren die 50 Kopien des Tests vergriffen. Dietmar Harbach vom BAMF musste weitere Kopien erstellen.
Nicht nur Bürger mit ausländischen Wurzeln, sondern auch Deutsche versuchten sich. So etwa Nicklas Schnorr und David Braun von der Ostschule in Gießen. Scherzend fragten sich die beiden 16-Jährigen, ob sie wohl Deutschland verlassen müssten, wenn sie den Test nicht bestünden. Doch den schafften die Schüler mit Bravour und machten nur zwei Fehler. Wer 17 von insgesamt 33 Fragen richtig beantwortet, habe den Test bestanden, erklärte Harbach.
Ganz anderen Fragen mussten sich die Teilnehmer des Gebärdensprachenkurses stellen, den Joachim und Martina Müller anboten. Er selbst sei stark schwerhörig und seine Frau gehörlos, führte Joachim Müller die Kursteilnehmer im SPD-Fraktionszimmer in die Thematik ein. Er zeigte, wie man mit Winken oder auf die Schulter tippen einen Gehörlosen auf sich aufmerksam machen kanne Gemeinsam mit seiner Frau machte er auf den richtigen Abstand aufmerksam, aus dem ein Gehörloser etwa den Mund seines sprechenden Gegenübers und dessen Worte gut erkennen kann. Die 14 Gäste übten dann selbst einfache Zeichen und Bewegungen.
Im Rathaus und davor gab es noch viel mehr Aktionen. So konnten die Menschen viele Sprachen ausprobieren. Außerdem gab es Lesungen, Führungen durch die interkulturelle Stadtbibliothek, auf dem Berliner Platz startete mittags eine Live-Percussion-Perfomance.
Gleichzeitig sah man plötzlich Menschen aufgeregt rennen - der Wind hatte den ersten der grünen Pavillons einfach weggeblasen. Prospekte und Flyer folgten. Nicht wenige Standbetreuer sah man, die im Gespräch mit Messebesuchern tapfer von einem Stand zum andern sprangen, um schnell noch Papiere am Wegfliegen zu hindern.
Besser hatten es da die Schüler der Ost-Schule und der Gebrüder-Grimm-Schule Gießen mit ihrem Chinesisch-Kurs unter Leitung von Lehrerin Dr. Wan-Hsuan Kao-Weyrauch. Diese saßen, gut zu sehen, ebenerdig im Rathaus und zeichneten formschöne und gar nicht so einfache chinesische Schriftzeichen.
Eine der vielen Ideen war auch am italienischen Stand zu finden. Dort stecken kleine Papierröllchen mit italienischen Zitaten in Sand und dürften mitgenommen werden. Am Aserbaidschanischen Stand fand man das Alphabet mit Aussprachehinweisen.
Die Mischung aus Schnupperkursen und Kultur-Programm kam, dies zeigten die gut gelaunten Gesichter deutlich, gut an. Gegen 17 Uhr nahm die tolle Veranstaltung mit Pantomime und Tanz langsam ihren Ausklang.
Gießener Anzeiger, 28. September 2012