Kreisausländerbeirat sucht ehrenamtliche Integrationshelfer
Flüchtlinge vor Ort in die Gemeinschaft einbinden - Kritik an Mängeln in Gemeinschaftsunterkunft Treis - Neue Betreiber
Gießen (süd). Die Mitglieder des Kreisausländerbeirats diskutierten in ihrer Sitzung am Dienstagabend im Landratsamt ausführlich über die Situation der Flüchtlinge im Landkreis. Am ende hielt Vorsitzender Tim van Slobbe drei Punkte als Ergebnis fest: Der Ausländerbeirat wird die Gemeinschaftsunterkünfte im Blick behalten und überprüfen, ob deren Qualität menschenwürdig ist. Gesucht werden Ehrenamtliche, die vor Ort verankert sind und helfen, Asylbewerber in die Dorfgemeinschaften zu integrieren. Und der Vorstand wurde beauftragt, bei Bedarf einen Antrag an den Kreistag zu stellen, die Zahl der hauptamtlichen Sozialarbeiter, die die Flüchtlinge betreuen, zu erhöhen. Für Missmut sorgten Zustände in der Gemeinschaftsunterkunft in Treis, die laut Vertretern der Kreisverwaltung der Vergangenheit angehören, weil dem Betreiber gekündigt wurde. Beiratsmitglieder hatten die Unterkunft besucht. Françoise Hönle berichtete von Möbeln, die wie Sperrmüll aussahen, von verdreckten Matratzen und durchgelegener Bettwäsche, von jahrzehntealter Tiefkühltruhe und i die Jahre gekommenem Herd. Fotos dokumentieren ihre Beschreibung: >> So möchten wir Unterkünfte nicht sehen War die Kontrolle nicht effektiv?<<
Marita Seibert, Leiterin des Fachdienstes Soziales, wollte nach vorne schauen. Seit dem 1. Januar gebe es einen neuen Betreiber, der die Räume zurzeit renoviere. Sie lud den Beirat ein, sich bald ein neues Bild davon zu machen.
Seibert nannte außerdem Asylbewerberzahlen. Kamen 2008 nur 20 Flüchtlinge in den Landkreis, waren es im vergangenen Jahr 287. Fürs erste Halbjahr 2013 angekündigt sind 179 Menschen. Jörg Glasenhardt-Freymann, Leiter des Teams Asyl beim Landkreis, ergänzte, 220 Asylbewerber sind zurzeit in sechs Gemeinschaftsunterkünften in Treis, Beltershain, Harbach, Ettingshausen, Langgöns sowie ab 1. Februar in Laubach, rund 430 in privaten Wohnungen untergebracht.
Renate Hampel berichtete von den Integrationsbemühungen der Hausaufgabenhilfe in Hungen. Nach diesem Vorbild werden nun auch für die anderen Orte Initiativen und Ehrenamtliche gesucht, damit die Flüchtlinge in den Unterkünften nicht isoliert bleiben. Wer mitmachen möchte, kann sich beim evangelischen Flüchtlingsseelsorger Hermann Wilhelmy, E-Mail
[Interessierte können sich gerne auch im Büro des KAB erkundigen, Anm. d. KAB-Geschäftsstelle]
Nach der Sitzung hatte der Kreisausländerbeirat noch zum Neujahrsempfang geladen. Es spielte die Band Tulum Muzika.
Gießener Allgemeine, 24.01.2013