„Asylrecht keine Last für uns“
Kreisausländerbeirat diskutierte über aktuelle Situation - Kritik an Treis - Empfang
KREIS GIESSEN (elf). Hauptpunkt beim Kreisausländerbeirat war die „Situation der Flüchtlinge im Landkreis Gießen“. Stellvertretender Vorsitzender Serdar Isik sagte in seinem Vortrag, es handele sich manchmal um Schicksale, die einen mitnehmen. „Die Menschen lassen ihr ganzes Hab und Gut in den Herkunftsstaaten.“ Manchmal brauche es Jahre, damit sie überhaupt wieder normal hier leben könnten. Die meisten Flüchtlinge schafften es nicht mal bis hierher, sagte Isik und: „Wir als Deutsche hatten im Dritten Reich auch Fluchterfahrungen. Erst kurz nach 1949 wurde Asylrecht zum Grundrecht anerkannt.“ Und: „Das Asylrecht ist keine Last für uns, so sieht es der Ausländerbeirat.“
Marita Seibert, Leiterin des Fachdienstes Soziales, sagte: „Bei uns geht es nicht um die Anerkennung von Asyl, zu uns kommen die Menschen, die uns zugewiesen werden. Wir müssen diese Menschen ordentlich unterbringen.“ 2009 hatte der Landkreis, laut Seibert, mit 28 ganz wenige Asylbewerber. 2010 seien es bereits 110, 2011 waren es 120 und 2012 sind es 183 Asylbewerber. 179 sind bereits für die erste Hälfte diesen Jahres angekündigt.
Jörg Glasenhardt erklärte, dass gemeinsam mit der Kreisvolkshochschule die Möglichkeit eines Sprachkurses für jede Gemeinschaftsunterkunft geschaffen worden sei. Renate Hampel ergänzte, dass es in Hungen Bemühungen gebe, den Kindern das Leben zu erleichtern, etwa mit Spielen und Basteln oder dem Zugang zu Vereinen. In diesem Zusammenhang meldete sich Flüchtlingspfarrer Hermann Wilhelmy. Wer sich für Flüchtlinge engagieren will, kann sich bei ihm unter der E-Mail-Adresse
Zweifel hatten die Mitglieder des Ausländerbeirates, ob die Anzahl an betreuenden Personen hoch genug sei. Daher wurde der Vorstand beauftragt, einen Antrag auf aufstockung der erforderlichen Sozialarbeiter zu prüfen.
Im Asylbewerberheim in Treis seien die Zustände als schockierend empfunden worden. Der Landkreis habe sich vom Betreiber der Unterkünfte bereits verabschiedet. Damit gehöre die Situation hoffentlich der Vergangenheit an. Francoise Höhnle, die bei der Begehung dabei gewesen war und fotografiert hatte, sagte: „Wir waren sehr schockiert.“ Marita Seibert versicherte, die übrigen Unterkünfte seien in gutem Zustand. Glasenhardt sagte, es wäre schade Treis aufzugeben, weil es bereits bewährte Strukturen vor Ort gebe.
Im Anschluss an die Versammlung trafen sich die Mitglieder des Ausländerbeirats zu einem Neujahrsempfang im Dachgeschoss des Gebäudes F am Riversplatz. Dort gab es Sekt zum Anstossen und sogar eine Band mit Life-Musik.
Giessener Anzeiger, 29.01.2013