Duale Ausbildung als Ziel
Zaug und Agentur für Arbeit stellen Qualifizierungsangebote für Migranten vor
Gießen (dw) Mit neuen Beratungs- und Qualifizierungsangeboten insbesondere für Migranten befasste sich der Kreisausländerbeirat auf seiner Plenarsitzung am Dienstag. Dazu begrüßte der Vorsitzende Tim van Slobbe die Mitglieder in den Räumlichkeiten der Zaug gGmbH, dem Zentrum für Arbeit und Umwelt in Gießen, wo sechs der sieben vorgestellten Projekte angesiedelt sind. Die Herausforderungen, die Migranten bewältigen müssen, um Anschluss auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu finden, sind vielfältig. Neben sprachlichen Fähigkeiten ist entweder der Nachweis einer im Ausland erworbenen Qualifikation, etwa weil Dokumente verloren gingen, die mangelnde Vergleichbarkeit, weil der deutsche Arbeitsmarkt die Ausbildung nicht kennt, das Fehlen oder die Anerkennung eines Abschlusses ein Problem.
Deutschkenntnisse verbessern
Bei Jugendlichen und ihren Familien setzt frühzeitig die KAUSA-Servicestelle an. Ziel ist es, Jugendliche mit Migrationshintergrund in die duale Ausbildung zu bringen. Dazu werden sie auf dem Weg zu einem Ausbildungsplatz beraten und begleitet, es werden auch klein- und mittelständische Unternehmer mit Migrationshintergrund als Ausbilder akquiriert. Frauen, die auf Grund ihrer familiären Situation als Mütter einen Wiedereinstieg in Arbeit suchen, sind die Zielgruppe des Projektes „Zusammen unterwegs“. Migrantinnen erhalten hier umfassende Beratung ebenso wie eine individuell erarbeitete berufliche Perspektive, die die Vermittlung von Qualifizierungskursen, aber auch die Begleitung durch eine Mentorin umfassen kann. Ein Jobcafé dient darüber hinaus dem Austausch untereinander und der Verbesserung von Sprachkenntnissen.
Viele der Menschen, die derzeit etwa aus Syrien oder Afghanistan in Deutschland Zuflucht suchen, haben einen Studien- oder Berufsabschluss, der in Deutschland nicht oder nur teilweise anerkannt wird. Eine Zaug-Mitarbeiterin unterstützt sie bei der Suche nach geeigneten Anpassungs-, Qualifizierungs- und Brückenmaßnahmen mit dem Ziel einer Anerkennung ihrer Qualifikation. Auch Migranten, denen Praxis, Theorie oder Deutschkenntnisse zur Bestätigung ihrer beruflichen Qualifikation fehlen, steht eine Mitarbeiterin zur Seite, ebenso wie zur Begleitung und Beratung von an- und ungelernten Beschäftigten auf dem Weg zu einem deutschen Berufsabschluss. Die Herausforderungen im Umgang mit den drastisch angestiegenen Flüchtlingszahlen und ihr langer Aufenthalt in den Gemeinschaftsunterkünften hat der Landkreis Gießen bereits im letzten Jahr mit der landesweit beachteten Initiative, Arbeitsmöglichkeiten und Praktika zu schaffen, beantwortet. Nun wird Zaug das Team Asyl hier entlasten und Asylsuchenden niedrigschwellig Angebote machen, die vor allem der Integration, der Verbesserung der Deutschkenntnisse und der Arbeitsmarkterprobung dienen. Dafür steht ein Beratungsbus zur Verfügung, der das Koordinierungsangebot in die unmittelbarer Nähe zu den Gemeinschaftsunterkünften bringt. Die gute Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen vor Ort wurde ebenso betont wie die dringende Suche nach staatlichen, kommunalen oder gemeinnützigen Einrichtungen, die Arbeitsgelegenheiten bieten, oder Einrichtungen, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen können.
Nicht nur an Migranten richtet sich ein Projekt, das zum Ziel hat, die so genannte „stille Reserve“ auf dem deutschen Arbeitsmarkt, bisher aufgrund von Unterbrechung nicht erwerbstätige Menschen, beim Wiedereinstieg zu begleiten, erklärte Lena Grizan von der Agentur für Arbeit.
Der Kreisausländerbeirat diskutierte die vorgestellten Programme. Tim van Slobbe würdigte die Aktivitäten, die mit EU-, Bundes-, Landes und Kreismitteln finanziert werden.
Gießener Allgemeine, 25.04.2015