Quelle: Gießener Anzeiger vom 13. März 2008
"Weniger Ausbildungslplätze trotz höheren Bedarfs"
Ausländerbeirat des Landkreises Gießen diskutierte im Kulturzentrum "Am Schlosspark" in Buseck Entwicklung und Zukunft der Zaug gGmbH
Großen-Buseck (cr). Der Ausländerbeirat des Landkreises Gießen traf sich im Kulturzentrum "Am Schlosspark" zum Thema "Entwicklung und Zukunft der Zaug - Bedeutung für Migrantinnen und Migranten im Landkreis Gießen". Marion Bornebroek-Viehl, die als Ausbildungslotsin, und Georg Erb, der als Ausbildungsleiter in Beuern für das Zentrum für Arbeit und Umwelt (Zaug) arbeiten, berichteten über die aktuelle Situation.
Anlass für die Einladung zu diesem Thema war ein Leserbrief von Robel Ambaye aus Gießen. Dieser hatte sein Unverständnis geäußert, dass über die Zaug-Existenz überhaupt diskutiert werde. Das Zentrum für Arbeit und Umwelt sei wichtig für Migranten, die sich noch nicht hundertprozentig in die Gesellschaft integriert hätten. Georg Erb informierte die Anwesenden, dass es zwölf Ausbildungsplätze für Migranten bei Zaug gebe. Doch müssten nun insgesamt zwölf Prozent der Ausbilungsplätze eingespart werden. Dies bedeutet, dass zukünftig auch weniger Ausbildungsplätze für Migranten angeboten werden könnten und sich die Anzahl der Plätze auf 10,5 reduzieren würde. Dabei sei der Bedarf schon im letzten Jahr bedeutend höher gewesen und man habe einige Jugendliche abweisen müssen.
Kreistagsabgeordneter Günter Semmler warf zu diesem Punkt ein, dann man der Meinung war, durch die Mehrheitsübernahme der Zaug, mehr Einflussmöglichkeiten zu haben. Doch würden diese immer dann gebremst, wenn der Geldfluss von der großen Koalition der Bundesregierung gestoppt werden würde.
Georg Erb führte weiter aus, dass Zaug versuche, migrantenspezifische Probleme durch Stützunterricht zu beseitigen. Sogar Einzelunterricht werde den Migranten angeboten. Sehr gut werde zudem von den Migranten der "Gießener Weg" angenommen. Hier können Langzeitarbeitslose zwischen 25 und 44 Jahren mit Berufserfahrung ihren Berufsabschluss nachholen. Bei den dort angebotenen 22 Plätzen liege der Migrantenanteil bei 60 Prozent. Erb berichtete, dass in der Ausbildung 2008 aber alles mit einem Fragezeichen versehen sei. Die Gesellschaft für Integration und Arbeit mbH (Giag) müsse nach europäischem Recht die Ausbildungsplätze zukünftig ausschreiben. Dies sei früher nicht der Fall gewesen. Die Giag habe bisher ihr Budget unter den Beschäftigungsträgern wie der Jugendwerkstatt, IJB und dem Zaug aufgeteilt. Dabei wurde Zaug am häufigsten von der Giag berücksichtigt. Das Zaug sei gewissermaße von der Giag abhängig, da diese der größere Geldgeber sei. Auf Grund des europäischen Rechts muss die Giag aber nach der Ausschreibung die Plätze an den billigsten Beschäftigungsträger vergeben.
Marion Bornebroek-Viehl berichtete, dass es aber auch Probleme bei der Vermittlung von Migranten gebe. Als Ausbildungslotsin sei es ihre Aufgabe, 25 zusätzliche Ausbildungsplätze ausfindig zu machen. Aus eigener Erfahrung konnte sie berichten, dass es Firmen aus der IT-Branche und dem Einzelhandel gebe, die keine Ausbildungsplätze für Jugendliche ausländischer Herkunft anbieten würden. Diese begründeten dies mit der Aussage, dass der Kunde keine Ausländer akzeptieren würde. Dies sei aber nicht der Regelfall.