Pressemitteilung des Kreisausländerbeirates:
Kreisausländerbeirat beschäftigte sich mit dem Begriff „Integration“
Integration – was kann das Individuum, was die Gesellschaft beitragen? Mit dem Thema Integration beschäftigte sich kürzlich (am 24. Mai) der Ausländerbeirat des Landkreises Gießen in einem Tagesworkshop im Sporthotel Grünberg. Der Einladung des Ausländerbeirates waren außer Mitgliedern weitere Migrantinnen und Migranten aus der Region gefolgt sowie Personen, die sich beruflich, politisch oder wissenschaftlich mit Fragen rund um die Integration beschäftigen. Zusammen mit dem Moderator, Stefan Rech, Kulturanthropologe, Mediator und Demokratietrainer aus Frankfurt am Main, gingen die Teilnehmenden, die aus den Staaten Türkei, Iran, Tunesien, Ukraine, Frankreich, Griechenland, Portugal, Tschechien und Deutschland stammten, der Frage nach, „Integration: Was ist das und was kann der Einzelne, was die Gesellschaft dazu beitragen?“.
Zuerst hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, über ihren persönlichen Werdegang in Deutschland zu sprechen und über ihre individuelle Vorstellung von Integration. Dabei wurde schnell klar, dass der Begriff sehr unterschiedlich ausgelegt werden kann. Der Begriff werde, so die Vorsitzende Francoise Hönle, oft benutzt aber selten definiert. Ziel der Gruppe sei gewesen, verschiedene Aspekte des Begriffes zu beleuchten und herauszuarbeiten, was sich Menschen mit Migrationshintergrund darunter vorstellen. Die Teilnehmenden arbeiteten in der ersten Tageshälfte in 4 Gruppen und trugen anschließend ihre Vorstellungen in Form von Bildern und Symbolen vor. Dabei äußerten alle Gruppen den Wunsch nach Gemeinsamkeit in der Vielfalt und nach Zugehörigkeit nach dem Motto „Hand in Hand unter einem Dach“, „verschiedene bunte Belage auf einer Pizza“ oder „alle in einem Boot“ usw. Am Ende des Tages wurden folgende vorläufige Ergebnisse festgehalten, so der Vorstand:
1) Assimilation ist nicht das gleiche wie Integration, denn Assimilation bedeutet die Aufgabe der eigenen Identität während Integration ein Hineinwachsen in die Aufnahmegesellschaft unter Beibehaltung der eigenen Identität bedeutet
2) Integration ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Bereiche umfasst – so reiche es z.B. nicht aus, nur über den Spracherwerb zu sprechen
3) Integration sollte nicht als Endzustand, sondern als Prozess betrachtet werden
4) Integration ist kein Vorgang, der nur die Zugewanderten angeht, sondern eine Entwicklung der gesamten Gesellschaft.
Der Kreisausländerbeirat konnte das Thema während der Tagung natürlich nicht erschöpfend behandeln, die teilnehmenden Mitglieder stellten aber fest: „Wir begrüßen zwar Einzelprojekte, sehen diese aber nicht als ausreichend an, um dauerhaft bessere Integrationsbedingungen zu schaffen. Die erste Voraussetzung für alle Bemühungen ist die Akzeptanz und die Anerkennung der pluralen Wirklichkeit. Integration definieren wir als Teilhabe und Zugang. Hierfür ist das Erkennen des positiven Potentials in den zugewanderten Menschen wichtigste Voraussetzung. Daraus folgt die Forderung nach Stärkung der multikulturellen Kompetenz in sämtlichen Bildungsinstitutionen, in der Verwaltung, in Krankenhäusern, bei der Polizei usw.
Schlüsselfunktionen haben vor allem das Bildungssystem und das Einbürgerungsrecht.“ Alle Teilnehmenden der Tagung waren sich in folgendem grundlegenden Punkt uneingeschränkt einig: Der Bezugspunkt für jegliches Zusammenleben und für alle Integrationsbestrebungen müssen die allgemeinen Menschenrechte sein. Als nächstes beabsichtigt der Ausländerbeirat das Thema im Herbst in einer öffentlichen Veranstaltung mit Politikerinnen und Politikern aller Fraktionen zu diskutieren und gemeinsam mit diesen der Frage nach zu gehen „wie kann man die Integration im Landkreis Gießen vorantreiben?“
Der Vorstand des Ausländerbeirates des Landkreises Gießenam 10. Juni 2008