Brief des Vorstandes an den Intendanten des Hessischen Rundfunks:
Sehr geehrter Herr Dr. Reitze,
der Ausländerbeirat des Landkreises Gießen bittet Sie hiermit, auf eine erneute Ausstrahlung der Büttenrede der „Türkin Ayse von Döner-TV" zu verzichten.
In Anbetracht der zeitlichen Nähe zu dem kürzlich bekannt gewordenen rechts-radikalen Hintergrund der „Dönermorde" empfinden wir den Fastnachtssketch „Döner-TV" als besonders geschmacklos. Das Wort „Dönermorde" ist zum Unwort des Jahres gewählt worden, weil der Begriff die Morde verharmlost hat und sogar impliziert hat, dass die Täter im „kriminellen Milieu" der Opfer zu finden sein müssten. In der noch sehr lebendigen Betroffenheit über diese grausamen Morde jetzt einen so verletzenden Sketch über Türken zu senden, der genau die Klischees bedient, die die Mörder und ihr Umfeld leider als die Realität und Rechtfertigung für ihre Taten betrachten, wirkt weiter an dieser Verzerrung mit.
Die in dem Beitrag enthaltenen, ausschließlich negativen Klischees über ungebildete, rückständige und kriminelle „Türken" mögen zwar im Lichte der „Narrenfreiheit" und im Vergleich zu manch anderen mittlerweile salonfähig gewordenen Verallgemeinerungen über Migranten noch relativ harmlos erscheinen.
Wenn man sich aber die Meinungen und Kommentare zur Sendung auf diversen Internetseiten anschaut, dann wird deutlich, dass hier (leider wieder einmal…) in unverantwortlicher Weise mithilfe eines öffentlich-rechtlichen Senders die übelsten rassistischen und xenophoben Ressentiments bedient werden.
„Türken", „Russen" und andere in Deutschland lebende Minderheiten sind keine Obrigkeit, gegen die man sich in Karnevalszeiten endlich mal ungestraft austoben kann. Sie sind nach wie vor sozial und strukturell benachteiligte Menschengruppen, die den Schutz und die Unterstützung der deutschen Demokratie brauchen. Mag sein, dass „Ayse" sich ehrlich um Integration bemüht – Frau Patricia Lowin tut dies sicherlich nicht!
Wir bitten auch um Antwort und Stellungnahme zu unserem Schreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Tim van Slobbe
Vorsitzender