Kreisausländerbeirat lud zum Neujahrsempfang
Gießen (hin). Menschen verschiedener Nationen hatten sich am Freitag zum Neujahrsempfang des Kreisausländerbeirats im Zentrum für Interkulturelle Bildung und Begegnung (ZIBB) in Gießen eingefunden. »Wir mögen Vielfalt!« bekundete Beiratsvorsitzende Françoise Hönle. Sie erinnerte an die enge Zusammenarbeit des Kreisausländerbeirats mit Migrantenvereinen, mit den Kreistagsfraktionen und mit verschiedensten Institutionen und Initiativen.
Den musikalischen Rahmen des Neujahrsempfangs gestalteten die Musikgruppe des Jugend- und Kinderwohnheims St. Stephanus, »Die Erde«, unter der Leitung von Nader Madjidian sowie Ghodrat Giahi (persische Santur) und Mehmet Yildiz (Saz und Gesang).
Werner Döring erinnerte an die Gründungsphase des Kreisausländerbeirats vor 15 Jahren. Demnach entstand die Idee dazu bei einer Klausur der SPD-Kreistagsfraktion im Schwarzwald. Die Tagungsteilnehmer überlegten, wie sie es schaffen könnten, ausländische Mitbürger an der politischen Willensbildung zu beteiligen. Döring, der seinerzeit im Staatlichen Schulamt tätig war, hatte die Möglichkeit, über die Schulkinder Kontakte zu den Eltern herzustellen. Zugleich schaffte er es, auch über Widerstände hinweg, Mittel für Deutschkurse zu erschließen. Döring erinnerte daran, dass über die Jahre hinweg der Zugang für den Ausländerbeirat zu vielen parlamentarischen Gremien geöffnet worden sei, auch wenn die »deutschen Köpfe« für Manches noch sensibilisiert werden müssten.
Dr. Ali Alavi, der, als erster in dieser Funktion, dem Kreisausländerbeirat zehn Jahre lang vorgestanden hatte, hob hervor, dass die ausländischen Mitbürger immer »wahlentscheidend«, wenn auch nicht«wahlberechtigt« gewesen seien. Vom hessischen Integrationsminister erwarte er, dass er sich für die Gleichberechtigung aller Bürgerinnen und Bürger einsetze und die »Fremdheit« zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft mildere. Alavi forderte, über Integration nicht zu reden, sondern sie zu verwirklichen. An die ausländischen Mitbürger richtete er den Appell, den Ausländerbeirat stärker als bisher zu unterstützen und sich politisch zu engagieren.
Françoise Hönle erinnerte an die fruchtbare Arbeit auch kleiner Initiativen, wie jener von Abderrahim En-Nosse oder jener von Dr. Virpi Nurmi, die auf unterschiedliche Weise Kinder und Jugendliche für die Arbeit in einem internationalen Garten begeistern.
Mit großer Freude begrüßte sie die Schülerin Hülya Demiroglu, die durch die Unterstützung engagierter Helfer »aus der Dunkelheit der Illegalität« ins Licht geholt werden konnte. Was im Einzelnen geleistet werden muss, um bürokratische Hürden zu überwinden, fasste Hönle wie folgt zusammen: »Wir sind alle Sozialarbeiter geworden!« Hönle rief dazu auf, für die anstehenden Ausländerbeiratswahlen zu kandidieren. Außerdem benannte sie die künftigen Schwerpunkte der Arbeit.
Dr. Thomas Weyrauch (Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge) betonte das Bestreben seines Amtes, schlummernde Potentiale zu wecken. So sei man bemüht, bisher nicht ausgeschöpfte berufliche Qualifikationen von Zuwanderern durch eine Änderung gesetzlicher Vorgaben zu erschließen.
Gießener Allgemeine Zeitung, 01.02.2010