„Wer Hilfe braucht, bekommt Hilfe“
Kreisausländerbeirat informierte über Unterstützung für Migrantinnen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind
KREIS GIESSEN (kjg). „Wenn die Familie zerbricht - welche Wege gibt es für Migrantinnen?“ war das Thema der Sitzung des Kreisausländerbeirates im Netanya-Saal des Alten Schlosses in Gießen. Referenten waren die Rechtsanwältin Selda Demirel-Kocar und die Diplom-Pädagogin Zehra Özugul-Eraslan vom Sozialdienst katholischer Frauen.
Migrantinnen hätten als Ehepartner von ausländischen aber auch deutschen Männern Schwierigkeiten, mit häuslicher Gewalt zurechtzukommen. Oft sei die Scheidung der einzige Ausweg aus diesem Szenario. Migrantinnen, insbesondere aus anderen Kultukreisen, seien gehemmt, sich an Behörden oder Institutionen zu wenden. Die Referate sollten verdeutlichen, dass die Betroffenen rechtlich nicht allein sind, und dass ihnen von Institutionen und Behörden geholfen wird. Özogul-Eraslan: „Häusliche Gwalt ist kein Migranten-Phänomen, und sowohl Frauen als auch Männer können Opfer häuslicher Gewalt werden.“
An drei Fallbeispielen mit drei Migrantinnen und einem südeuropäischen, einem türkischen und einem deutschen Mann erläuterten die Referentinnen die Schwierigkeiten der Frauen. Gemeinsam ist den drei Frauen, dass sie aufgrund ihrer kulturellen Herkunft sehr viel Ehrfurcht vor ihren Männern haben. Die Frauen haben keinen Beruf gelernt, können kaum deutsch und sind hilflos in dieser Lebenssituation.
Özogul-Eraslan stellte die Arbeit des Frauenzentrums vor, die auf Freiwilligkeit, Verschwiegenheit und einer ergebnisoffenen Beratung basiert. Sie möchte möglichst früh mit den Betroffenen sprechen, die Hilfesysteme koordinieren und die Öffentlichkeit zum Thema häusliche Gewalt sensibilisieren. „Wer Hilfe braucht, bekommt Hilfe.“ sagt sie.
Demirel-Kocar sagte, die rechtliche Situation sei durch unterschiedliche Staatsangehörigkeiten, die Regelungen des Aufenthaltrechts, die ökonomischen Verhältnisse, Ort und Art der Eheschließung oft sehr schwierig und nur mit Hilfe von spezialisierten Rechtsanwälten zu lösen. Auch Dietmar Weber, Ausländerbehörde des Kreises, bot Hilfe seiner Behörde an. Infos: www.skf-giessen.de (Sozialdienst Katholischer Frauen).
Gießener Anzeiger, 08.03.2012