Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:11.0pt; font-family:"Calibri","sans-serif"; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-ascii-theme-font:minor-latin; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-hansi-theme-font:minor-latin; mso-fareast-language:EN-US;}
Ein Abend mit viel Diskussionsbedarf
VORTRAG Kreisausländerbeirat wollte Verständnis für afghanische Flüchtlinge wecken
Kreis Gießen „ Flüchtlinge aus Afghanistan besser verstehen“, darum ging es im Vortrag mit anschließender Diskussion am Dienstagabend im Kulturzentrum Bezalel-Synagoge in Lich. Während der Veranstaltung des Kreisausländerbeirats und der Jugendförderung des Gießener Landkreises wurde über das Land selbst und über Gründe zur Flucht vor Krieg und Zukunftsängsten der Flüchtlinge gesprochen.
Einleitend hielt Frederike Stahlmann vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle/Saale einen Vortrag zum Land. Im Gegensatz zu Deutschland hatte Afghanistan zu Zeiten des Weltkrieges 80 Jahre lang keinen Krieg, sagte sie, auch wenn es damals kein Sozialstaat gewesen sei und es Diskriminierung gegeben habe.
Das Land habe sich diplomatisch verhalten. Im Kalten Krieg habe es eine Strategie der Neutralität umgesetzt, erläutert sie. Es kam Unterstützung von beiden Seiten – Ost und West. Die Westmächte unterstützten allerdings fast ausschließlich die religiösen Kräfte.
Zwei Millionen Zivilisten und 90 000 Widerstandskämpfer sowie 14 000 sowjetische Soldaten wurden später im Krieg getötet. 7,3 Millionen Afghanen waren auf der Flucht während des Krieges. Große Teile des Landes wurden vermint. Stahlmann berichtete in ihrem geschichtlichen Überblick auch über 1993. Damals kamen die Taliban, „die 90 Prozent des Landes unter ihre Kontrolle brachten“, sagte sie.
Im Anschluss an den Vortrag ging es um Fragen wie „Warum fliehen gerade jetzt so viele Afghanen aus ihrer Heimat?“, „Weshalb machen sich so viele Jugendliche alleine auf den Weg?“ oder „Inwiefern prägt es den Alltag in Deutschland, Familie und Freunde in der afghanischen Heimat und damit in Gefahr zu wissen?“. Besonders beschäftigte die Anwesenden die Frage, wie insbesondere die hier lebenden afghanischen Jugendlichen im Alltag gefördert und den Menschen aus Afghanistan eine Brücke „in unser Welt“ gebaut werden könne.
Aus dem Publikum wurde gefragt, warum in den Lagern Syrer, Araber und Afghanen nicht zusammenpassten. Die Referentin mutmaßte, es hänge wohl eher mit der unterschiedlichen Behandlung als mit kulturellen Unterschieden zusammen. Wenn die Menschen einer Nation Deutschunterricht bekämen, dieser den anderen aber gestrichen werde, wenn bei den einen die Behandlung des Asylantrags vier Monate dauere, bei den anderen vier Jahre, sich diese Menschen aber in den Lagern oder Häusern treffen, sorge dies für Konflikte. Ein Gast wollte wissen, wovon sich die Afghanen ernähren und fragte, ob die Einnahmen eher aus der Landwirtschaft oder eher dem Drogenhandel basierten. Stahlmann klärte auf, dass zwar der Anbau von Opium ständig wachse und von den Taliban gefördert worden sei, dass aber die Einnahmen daraus nicht dem Volk zugute kämen.
Zur Veranstaltung kamen um die 60 Gäste, von denen sich viele an der Diskussion beteiligten.
Gießener Anzeiger, 8. Juli 2016