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Fachtagung:
Muttersprache als Stärke betrachten
Gießen (pm/mgw). Muttersprachen anerkennen und fördern: Das war das Anleigen der Fachtagung "Mehrsprachigeit fördern". Vertreter von Ausländerbeiräten aus Gießen, dem Landkreis und Hessen sowie der Landesregeirung und Professoren diskutierten darüber in Gießen. Viele Experten fordern seit langem eine Anerkennung der Sprachkenntnisse von Kindern aus Zuwandererfamilien im hessischen Schulsystem. Herkunftssprachliche Kenntnisse sollten in der Schule geprüft und als zweite oder dritte Fremdsprache berücksichtigt werden.
80 Anmeldungen gab es, aber über 100 Teilnehmer seien gekommen, sagte Edin Muharemovic, Vorstandsmitglied im Kreisausländerbeirat. Darunter waren viele Lehrer, Studenten pädagogischer Fachrichtungen sowie Ehrenamtliche aus Stadt und Landkreis. Mit dabei war zum Beispiel die Gießener Studentin Sima Iraji. "Ich habe die Probleme auch erlebt. Wenn es keine Prestigesprache ist, ist es schwierig", erläutert die Masterstudentin für inklusive Pädagogik und Elementarbildung. "In der nächsten Generation kann man es besser machen."
Nach einem Vortrag mit anschließender Diskussion arbeiteten die Teilnehmer in drei Workshops. Beim Thema "Sprachenvielfalt im Klassenraum" hieß es, Hauptmodell in Deutschland sei der synchrone Spracherwerb. "Das funktioniert nicht bei Migrantenfamilien", erzählte eine Teilnehmerin. Besser sei ein Sprach-Situationen-Modell, bei dem das Kind erkennt, in welcher Lage welche Sprache sinnvoll ist.
Die zweite Gruppe widmete sich der politischen Umsetzung. Muttersprache sei eine Stärke, hob Gruppensprecher Tim van Slobbe, Vorsitzender des Kreisausländerbeirates, hervor. Deshalb solle sie auch im Zeugnis als eine Fredmsprache anerkannt werden. Eine Idee wäre es zudem, die jeweils vorherrschende Fremdsprache als festes Fach für alle Schüler anzubieten.
In der dritten Gruppe unter Leitung von Françoise Hönle vom Kreisausländerbeirat stand der persönliche Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt. Mehrsprachigkeit gelte oft als Manko - zu Unrecht, erläuterte Hönle. "Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Politik muss mitgehen und Ängste abgebaut werden." Zudem seien die Familien oft schlecht über das Schulsystem informiert.
Die Teilnehmer sahen die Veranstaltung als Schritt in die richtige Richtung. Es sei ein guter Anfang gemacht, resümierte Moderatorin Ulrike Foraci, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen.
Gießener Allgemeine, 17.11.2014